Wahrzeichen Neuravensburgs ist die Bergfried seiner Burgruine (561).
Das Dorf, das 1829-1972 selbständige Gemeinde war und danach Ortsteil
von Wangen wurde, könnte heute Stadt sein. Denn im 13. Jahrhundert
legte der Reichskämmerer Heinrich von Ravensburg am Fuß der
frühmittelalterlichen Argengaufeste eine Stadt an: "Novum Ravinspurch".
Die Burg selbst war damals Sitz zuerst welfischer, dann staufischer Ministerialen.
Sie nannten sich Bernhard, Heinrich, Ulrich und wieder Heinrich. Da der
Letztgenannte um 1265 kinderlos starb, forderte der damalige Sankt Galler
Abt Berthold von Falkenstein sein Klosterlehen zurück, um es Rudolf
von Rorschach zu übertragen. Im Gefolge der anschließenden
Neuwahl kam es zwischen den Anhängern beider Amtsinhaber zu kriegerischen
Überfällen. Graf Ulrich von Montfort, der sich auf die Seite
des Abtes Ulrich von Güttingen stellte, eroberte die von Gefolgsleuten
des zweiten Klosteroberhauptes besetzte Neuravensburg und brannte das
Städtchen nieder. Damit aber war, auch wenn es 1351 noch als "Stadt"
bezeichnet wurde, sein Schicksal besiegelt. 1432 galt die Ortschaft, die
als Klosterlehen in wechselnde Hände kam, nur noch als "Flecken".
1450-1586 waren "Burg, Burgstall, Dorf und Herrschaft" an die
Stadt Lindau verpfändet. Anfang Mai 1525 wurde die Feste von aufständischen
Bauern in Brand gesteckt und erst 1614-1617 durch Fürstabt Bernhard
Müller wieder aufgebaut. Die Herrschaft indes war am 13.3.1586 durch
seinen Vorgänger Joachim Obser für 25190 Gulden an die Stadt
Wangen verkauft worden. Sie wollte damit den vier Jahre zuvor erlittenen
Verlust ihrer 1516 erworbenen Grafschaft Eglofs wettmachen. Als Abt Bernhard
den Kauf anfocht, mußte sie Neuravensburg am 16.12.1608 wieder zurückgeben.
Erlös: 22200 Gulden und das Patronatsrecht über die Kirchen
von Wangen und Deuchelried. 1803 fiel das Klostergebiet an den Fürsten
von Dietrichstein, der es1829 aber für 73000 Gulden an Württemberg
veräußerte. Die Burg gelangte 1834 kaufweise an den Freiherrn
von Linden und 1836 an einen Wangener Bürger. Er ließ sie 1837-1840
bis auf den romanischen Bergfried abtragen.